Bogenjäger!

Lass uns auf einen Baum klettern und dort oben auf Beute lauern. In so vielen Stunden an so vielen Tagen. Wenn dann endlich das Laub raschelt, weil sich ein Stück nähert, nimm zuerst deinen Bogen! Denn gleich darfst du dich nicht mehr schnell bewegen, darfst den Kopf nur langsam drehen. Deine Kleidung und deine Ausrüstung dürfen jetzt keine Geräusche machen, dürfen dich nicht verraten.

Du bewegst dich ganz vorsichtig in Schussposition, immer wenn das Stück von dir weg äugt. Es braucht den richtigen Augenblick, um deine Waffe auszuziehen. Eine große ausladende Bewegung, die vom Wild unbemerkt bleiben soll. Gleich danach wird dir bewusst, wie sehr das Jagdfieber bereits ausgebrochen ist. Du musst dich konzentrieren, um das Ziel sauber aufzunehmen. Peep, Visir, Pin - passt der Anker? Ist der Nasenknopf an der richtigen Stelle? Jetzt darf es an der Form keinen Zweifel geben - das wäre fatal. Denn gleich musst du sauber den Schuss auslösen, darfst nicht verreißen, darfst nicht verkrampfen. Und dein Puls geht schnell und schneller.

Der Aufschlag auf den Wildkörper ist in der Abendstille lauter als erwartet. Der Pfeil steckt im Boden wo eben noch das Stück war. Die Leuchtnocke strahlt grell rot, weil die Dämmerung schon weit fortgeschritten ist. Die Flucht des Stückes verfolgst du mit dem Gehör. Nach wenigen Sekunden ist es wieder still um dich herum. In Gedanken analysierst du den Schuss. Deine Augen waren offen, du hast den Pfeil fliegen sehen. Einmal war das Leuchten der Nocke kurz verschwunden, das war der Durchschuss. Du musst dich jetzt beruhigen und noch ausharren, bis deine Atmung wieder langsam geht. Im Dunkeln vom Baum abzusteigen braucht volle Konzentration.

Der Pfeilschaft und die Befiederung zeigen hellen Schweiß mit Bläschen. Das sieht gut aus, ein guter Treffer. Die Schweißspur ist nicht schwer zu finden. Der Schusswinkel aus dem Baum erzeugt einen tiefen Ausschuss. Das sorgt für Pirschzeichen gleich am Anschuss. Sie führen dich zum Stück.

Waidmannsheil!

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